Donnerstag, 3. Oktober 2013

Toft Endurance: Ankunft

Ich dachte, nun nach fast drei Wochen in meinem neuen Job wird es mal Zeit, euch zu berichten, was ich hier so mache. Und da passt es gut, dass ich meinen freien Tag habe, denn ehrlich gesagt habe ich abends nach der Arbeit einfach keine Lust mehr noch an meinem Blog zu schreiben.

Also: Nach unserer Abreise von der Trainingsfarm wurden wir alle mit dem kleinen Bus von VisitOz nach Brisbane gebracht. Dort trennten sich dann unsere Wege, für manche ging es zum Flughafen und weiter ins Land, für die meisten (mich eingeschlossen) aber zum Transit Center, sozusagen dem Brisbaner Hauptbahnhof. Der Abschied war schon seltsam, da keiner so wirklich wusste, wohin es ihn verschlagen würde und ob wir uns je wieder sehen würden.
Simon, einer der Dänen, hatte genau wie ich einen Job auf Peter Tofts Farm ergattert und so machten wir uns zu zweit auf zu Plattform 8 und warteten auf unseren Zug Richtung Ipswich/Rosewood. Nach eineinhalb Stunden Zugfahrt kamen wir in Rosewood an, einer Kleinstadt, die aber alles lebensnotwendige (Supermarkt, Metzger, Frisör...) beinhaltet. Eine halbe Stunde mussten wir uns aber noch in der prallen Sonne vor dem Bahnhof gedulden, bis Peter uns abholte. Die Spannung stieg während der Zeit natürlich: Wie wird der Job ausssehen? Sind die Leute nett?
Irgendwann kam dann ein Pferdetruck um die Ecke und der Mann, der ausstieg, stellte sich als Peter Toft vor. Simon und ich verstauten unsere Rucksäcke und kletterten in den Truck. Noch ca. 15 Minuten mussten wir fahren, der letzte Kilometer war nur noch eine Schotterpiste. 
Während der Fahrt kamen dann die ersten Fragen von Peter, was wir für Erfahrungen haben, warum wir das hier machen und so weiter.
Es war kein wirklich entspanntes Gespräch, weil mir die ganze Zeit bewusst war, dass das mein Arbeitgeber ist und wahrscheinlich keine der Fragen ohne Hintergedanken ist.
Dann die Ankunft am Stall. Peter übergab Simon und mich an Arone, die Südafrikanerin, die hier arbeitete. Dann war er verschwunden, hatte etwas anderes Wichtiges zu erledigen. Arone brachte uns zu unseren Wohnwagen, in denen wir hier schlafen würden. Dann musste auch sie wieder zurück an die Arbeit.
Ich öffnete also gespannt die Tür zu meinem Wohnwagen - und dann der Schock! 
Das Ganze war anscheinend seit Monaten weder aufgeräumt noch geputzt worden. Die Schränke beinhalteten teilweise noch die Überreste meiner Vorgänger (alte Schuhe und Klamotten, ein Hundebett...) und waren teilweise kurz vorm Auseinanderfallen und alles war verdreckt mit einer Mischung aus Mückenschiss, Staub und sehr vielen Spinnweben. Den Kühlschrank habe ich ein einziges Mal geöffnet, danach nie wieder. Das einzig Gute war eine Büchersammlung, die sich anscheinend im Laufe der Zeit gebildet hatte. 
Dieses erste Bild von meinem Wohnwagen war so unerwartet und schrecklich, dass mir fast die Tränen gekommen wären.
Ich habe dann Arone erst einmal nach einem Eimer Wasser und Lappen gefragt und mit der Grundreinigung begonnen. Dass ich nicht noch von einer Spinne gebissen wurde war alles, bei den zahlreichen Spinnweben, die überall klebten. Simon ging es ähnlich. Jedenfalls war nach der fast zweistündigen Putzaktion das Wasser wirklich schwarz. 
Immerhin, der Wohnwagen war jetzt wieder einigermaßen bewohnbar. Nur Strom hatte ich noch keinen, das Kabel passte nicht in den Wohnwagen. Die Nacht musste ich also mit Taschenlampe überstehen.


Der Wohnwagen nach der Säuberungsaktion
  

Arone war mittlerweile auch mit ihrer Arbeit fertig und zeigte uns Bad und Küche, die an das Stallgebäude angeschlossen sind und die wir gemeinsam benutzen. Auch hier war alles verdreckt, im Stall sammelt sich natürlich schnell Staub an, aber mit regelmäßigem Putzen kann man das in den Griff kriegen. 
Die gesamte Anlage an sich ist sehr gepflegt und hat eine tolle Lage an einem Berghang. Im Stall stehen nur vier Pferde, die restlichen sind auf großen Paddocks verteilt, die sich um das Stallgebäude und den Hügel erstrecken. Ich bin wirklich sehr froh, dass wir daheim an einem Berg wohnen, das bin ich also schon mal gewohnt und es macht mir nichts aus Heu und Futtereimer morgens und abends den Hang hoch zu schleppen.
Das Wohnhaus von Peter, seiner Frau Penny und Tochter Alexandra ist etwa 400m vom Stall entfernt, abgetrennt von der Anlage durch Koppeln und ein Tor.

Ausblick von meinem Wohnwagen

Arone bot Simon und mir dann an, uns zum Supermarkt zu bringen. Unterkunft ist zwar bei meinem Job dabei, aber Essen müssen wir uns selbst kaufen und kochen.
Wir haben einen Ute (Pick-Up/Auto) zur Verfügung, einen Zweisitzer (!!!) mit Ladefläche. Ich weiß nicht wie wir es geschafft haben uns zu dritt in das Auto zu quetschen, vor allem als wir dann noch die tausenden von Plastiktüten mit unsren Einkäufen (an Mama: du würdest die Hände überm Kopf zusammenschlagen, so wie man hier an der Kasse mit Tüten eingedeckt wird) verstauen mussten. Das Auto hat nämlich keinen Kofferraum und auf die Ladefläche konnten wir die Sachen schlecht legen bei den holprigen Straßen.  Zurück im Stall stiegen wir dann halb zerquetscht (das Essen hatte die Fahrt ein Glück überlebt) aus dem Auto und kochten uns erst mal eine ordentliche Portion Nudeln.
Danach unterhielten wir uns noch ein bisschen, Arone war wirklich nett.
Und dann ging es auch schon ins Bett, bei mir mit sehr gemischten Gefühlen. Die Unterkunft und alles hatten mich schon etwas aufgewühlt und ich war gespannt wie es weitergehen würde.
Peter habe ich an diesem Tag nicht mehr gesehen.

1 Kommentar:

  1. Hallo Katharina,
    in Australien bekommt man ja anscheinend auch nichts geschenkt.
    Lass dich nicht unterkriegen und zeig denen was ein richtiger Dickkopf ist.

    Liebe Grüße von Karin und Hartmut

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