Freitag, 11. Oktober 2013

Toft Endurance: Arbeitstage

Ha ye goin' ?

Tja, wo soll ich anfangen? Also, wie schon gesagt die Leute hier züchten Distanzpferde und nehmen auch an Rennen/Wettbewerben teil. Und zwar nicht nur hier in Australien, sondern auch international. Distanzrennen bedeutet die Pferde laufen 20, 40 oder auch 80 Kilometer in ein paar Stunden. Sie brauchen also jede Menge Ausdauer. Für die Reiter unter euch: fast alle sind deshalb Araberkreuzungen und viele auch dementsprechend sensibel und teilweise nervös. Insgesamt sind die Pferde jedoch alle viel ruhiger als ich erwartet hätte bei so viel Blut. 
Mein Arbeitstag fängt morgens um 7 an, was wirklich eine gute Zeit ist. Ich hatte schon mit aufstehen um halb 5 gerechnet und war deswegen fast erleichtert über diese Uhrzeit. Dann geht es erst einmal los mit Füttern. Da die meisten Pferde in Paddocks rund um die ganze Anlage verteilt stehen, heißt es das Heu und die Futtereimer den Berg hoch und wieder runter  schleppen, ich glaube am Tag läuft man so schon einige Kilometer ab. Das Allerwichtigste während des Fütterns ist aber das Wasser. Mindestens zweimal am Tag müssen alle Tränken in den Paddocks kontrolliert werden. Die meisten lassen sich automatisch füllen, aber im Stall zum Beispiel gibt es keine Tränken sondern nur Wassereimer. Anfangs war es wirklich anstrengend immer jeweils 20 Liter pro Pferd zu jeder Box zu tragen, aber nach ein/zwei Wochen hatte ich mich daran gewöhnt. Jedenfalls ist Wasser hier wirklich so ziemlich das Wertvollste. Es hat seit drei Monaten nicht wirklich geregnet und gewittert es nachts doch einmal, dann sieht man am nächsten Tag schon nichts mehr davon. Jetzt gegen Sommer fängt aber bald die Regenzeit an. Der ganze Bedarf an Wasser wird abgedeckt von einem kleinen Windrad neben dem Stall, das Wasser aus dem Boden in verschiedene Tanks pumpt. Man ist hier also wirklich froh über viel Wind, den es hier glücklicherweise so gut wie immer gibt. 
Nach dem Füttern geht es dann an den Walker (die Führmaschine), der jeden Tag glatt gezogen werden muss und die Boxen müssen natürlich ausgemistet werden. 
Wenn das fertig ist, können wir anfangen die Pferde zu bewegen, es sei denn Peter hat noch irgendwelche anderen Jobs für uns (vorgestern durfte ich zum Beispiel 30 Pferdedecken abspritzen und die Haare ausbürsten und den Truck haben wir auch schon einige Male sauber machen müssen). 
Da man natürlich nicht alle ca. 30 Pferde reiten kann, kommen die meisten in den Walker für eine Stunde oder auf eine Art Laufband, bei dem man sogar die Steigung einstellen kann. Ein paar werden dann auf dem Reitplatz geritten für eine halbe Stunde und ich habe gemerkt, dass es wirklich schwer ist wirklich eine halbe Stunde durchzuziehen. Da die Pferde bei den Rennen nur geradeaus laufen müssen, hat man nicht viel Auswahl an Bahnfiguren. Meistens bleibt es dann bei Trab und Galopp auf dem Zirkel und da kann sich eine halbe Stunde ganz schön ziehen. Nachmittags aber müssen wir immer eine riesige Weide mit Stuten kontrollieren. Dafür nehmen wir dann meistens die Pferde und der Ausritt ist immer eine schöne Abwechslung. Bis jetzt habe ich auch jedes Mal Kängurus dabei gesehen. 
Lunchtime haben wir mittags für eine halbe Stunde, es sei denn es ist wirklich zu heiß, dann auch mal etwas länger.
Und so ab 4 Uhr nachmittags fangen wir dann schon wieder mit Füttern an, denn wir versuchen um spätestens 6 Uhr fertig zu sein, weil es da schon fast dunkel ist. 
Das Ganze hört sich nach leichter und vor allem nach nicht sehr viel Arbeit an und trotzdem sind wir mindestens 10 Stunden (manchmal auch 12) auf den Beinen. Denn es kommen so gut wie jeden Tag irgendwelche unvorhergesehenen Arbeiten dazu. Manchmal sind es der Hufschmied, der Tierarzt  oder der Scherer, mal kommt ein Scheich vorbei, dem 8 Pferde vorgeführt werden müssen oder es sind Turniervorbereitungen. Wir mussten auch schon eine Herde Fohlen in eine komplett andere Weide umsiedeln, 30 Pferde in zwei Tagen waschen, weil sie verkauft wurden oder einfach nur die Paddocks abäppeln. Beschäftigung gibt es auf jeden Fall immer. Körperlich gesehen ist die Arbeit aber wirklich in Ordnung. Zwar anstrengend, vor allem bei knapp 40 Grad, aber man gewöhnt sich daran (meine Hände waren z.B. schon nach einer Woche voller Schwielen).




Travina - das erste Pferd bei dem ich die unglaubliche Ausdauer spürte (wir sind eine halbe Stunde ohne Pause galoppiert)



Angefangen habe ich ja mit Simon, Arone, der Südafrikanerin und Danielle, die festangestellt ist und im nächsten Ort wohnt. Die Personenkonstellation hat sich aber innerhalb der 4 Wochen, die ich hier bin, sehr oft geändert. Angefangen hat es mit Simon, der schon am zweiten Tag gegangen ist. Bis heute weiß keiner wirklich warum, er war auf einmal einfach weg, sagte nur er würde zurück nach Brisbane gehen.
Die erste Woche wurde ich dann von Arone und Danielle eingearbeitet. Es ist wirklich einiges anders und bei manchen Sachen verstehe ich den Sinn bis heute noch nicht (z.B. warum alle Pferde eingedeckt sind bei über 30 Grad). Außerdem werden die Pferde immer abgespritzt nachdem sie bewegt wurden und oftmals sogar mit Shampoo gewaschen, selbst wenn sie weder dreckig noch verschwitzt sind. Es wird sehr genau darauf geachtet, wie wir ein Pferd führen, läuft man nur einen Schritt zu weit vorne, werden wir schon auf unsren Fehler hingewiesen. Überhaupt ist alles sehr genau und streng und es ist schwer eine Sache wirklich gut oder richtig zu machen.
Mit Arone habe ich mich wirklich gut verstanden, wir haben abends zusammen gekocht und ich konnte mich bei Fragen immer an sie wenden. Doch dann sind wir freitags abends in der ersten Woche zum Supermarkt gefahren und während ich drinnen ein paar Sachen einkaufte, hat sie sich draußen mit Bekannten ihrer Mutter unterhalten, die zufälligerweise in demselben Ort wie wir wohnten. Sie sind auch mit uns zurück zum Stall gefahren und haben dort weitergeredet und plötzlich kam Arone zu mir und sagte, sie kündige jetzt. Das war erst mal ein Schock für mich, denn ich war somit das komplette Wochenende alleine (Danielle und auch Peter waren auf einem Rennen). Sie ging dann mit den Bekannten mit und ich blieb alleine zurück im Stall. Sie schrieb mir aber noch schnell eine Liste mit dem Futter für alle Pferde. Es war ein Glück, dass ich so gut wie alle Pferdenamen schon wusste, genauso wie die Paddocks, ansonsten wäre ich aufgeschmissen gewesen. Und irgendwie habe ich es auch geschafft alles in Ordnung zu halten, selbst nach nur einer Woche Einarbeitung. 
Sonntags kam dann schon meine nächste Kollegin. Anne, auch eine Deutsche, auch über VisitOz. Wir verstanden uns sofort, allerdings war es etwas schade, dass wir abends jetzt überhaupt kein Englisch mehr gesprochen haben. Und während dem Arbeiten bekommt man auch nur vereinzelt Anweisungen und hat keine Zeit zum Reden, unser Englisch hatte also eigentlich kaum eine Chance sich zu verbessern.
Immerhin waren wir jetzt wieder zu dritt, die folgende Woche wurde allerdings wirklich hart und stressig, denn mittwochs waren Peter und Danielle bereits zum nächsten Rennen bei Cairns gereist. Und sie kamen erst eine Woche später wieder zurück.
Montags kamen noch einmal zwei neue Gesichter am Stall an: Svenja und Paula (leider wieder Deutsche), wieder von derselben Organisation. Zu fünft war die Arbeit jetzt um einiges einfacher, auch wenn die beiden erst einmal eingearbeitet werden mussten. Und dann gestern, also in meiner vierten Woche fing Paige an hier zu arbeiten. Sie kommt wie Danielle aus dem nächsten Ort und hat hier schon einmal im Winter (Juli/August) zwei Monate gearbeitet. Wir sind jetzt also 6 Mädels, mal sehen für wie lange.


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