Hello everybody!
Nun nach zwei Wochen harter Arbeit habe ich heute endlich Zeit mal wieder etwas zu schreiben.
Das mit den Delfinen hat leider nicht geklappt. Normalerweise liegt die Chance Delfine mit dem Kayak zu sehen bei 90 %. Unser Tag hat leider zu den anderen 10% gehört. Die Wellen waren einfach zu hoch. Eva und ich hatten ein Kayak zusammen - zwei Mädels, die das noch nie vorher gemacht hatten und irgendwann wurde der Abstand zu den restlichen Teilnehmern am "Dolphin Kayaking" immer größer. Immer wieder wurden wir von den riesigen Wellen zurückgeworfen, dass wir nicht gekentert sind war alles. Und dann als wir die Stelle, an der die Delfine sein sollten, erreicht hatten: nichts! Nicht einmal eine einzige Flosse. Durch den starken Seegang konnte man für ein paar Sekunden Ausschau halten, dann kam schon wieder die nächste Welle. Irgendwann sind wir dann zurück an den Strand gepaddelt und ich muss sagen, es hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht. Der Muskelkater am nächsten Tag war auch nicht so schlimm wie erwartet.
Das war unser letzter Tag in Rainbow Beach. Abends haben wir ihn noch an der Bar im Hostel ausklingen lassen. Alkohol ist hier übrigens sehr teuer, für ein Bier habe ich umgerechnet 6 € bezahlt.
Montag morgens ging es dann mit einem kleinen Bus von VisitOz zur Springbrook Farm in der Nähe von Goomeri. Nach über 2 Stunden Fahrt erwartete uns dort erst einmal ein Mittagessen. Danach ging es weiter mit dem ganzen Papierkram. Steuernummer, Kontodaten, australische Kredit- und SIM-Karte, ein Profil über unsere Person für die VisitOz Homepage mussten wir auch noch erstellen. Da können dann mögliche Arbeitgeber Zugriff drauf nehmen und einen so kontaktieren. Ich war wirklich sehr froh, dass ich das Ganze hier über eine Organisation gebucht habe, denn VisitOz hat wirklich das Wichtigste an Bürokratie für uns geregelt.
Irgendwann haben wir dann erfahren, dass unsere Gruppe aufgeteilt wird, weil wir mit fast 20 Leuten einfach zu viele für die Farm waren. Eine Hälfte der Gruppe, zu der auch Eva und ich gehörten, wurde umgesiedelt auf Jaylyn Downs, einer Farm etwa zehn Minuten entfernt. Sie gehört Justin und Lyndale, die öfter mal Teilnehmer von VisitOz aufnehmen. Die vier Schwedinnen, die Holländerin und wir vier Deutsche wurden also von Justin und Lyndale abgeholt. Man hatte uns ausgewählt, weil jeder von uns reiten konnte. Justin hat nämlich hauptsächlich eine Pferderanch (und in der gesamten Umgebung auch noch tausende Rinder), auf der er Polocrosse-Ponys ausbildet. Das ist sozusagen Lacrosse zu Pferd. Die Pferde nimmt er auch gleichzeitig noch für die Rinderarbeit.
Zusammen mit Cameron, einem Freund der auf der Farm hilft, führte uns Justin im Laufe der Woche etwas in die Rancharbeit ein. Dazu gehörte mit Motorsägen zu arbeiten (was ich hoffentlich nie hier irgendwo machen muss), lernen wie man Traktor, Quad und Motorbike fährt, Zäune reparieren und natürlich die normale Stallarbeit sowie Reiten und die Arbeit mit Rindern. Nach unsrer Ankunft auf der Farm lief an dem Tag allerdings nicht mehr viel. Lyndale kochte uns ein super Abendessen und unsere Unterkunft war auch in Ordnung.
Dann der Dienstag. So vieles wie an diesem Tag hatte ich schon lange nicht mehr auf einmal gelernt. Obwohl wir alle schon Jahre geritten waren, kam sich wirklich jeder von uns vor wie ein blutiger Anfänger, als wir das erste Mal in den Stock-Sätteln saßen und auf dem Reitplatz galoppieren sollten. Nach ein paar Minuten ging es sofort raus ins Gelände. Aufgabe: "Trust your horse." - Vertraue deinem Pferd. Im Galopp mitten durchs Gestrüpp, zwischen Bäumen hindurch und enge Kehrtwenden. Für eine von uns hatte sich herausgestellt, dass sie ihrem Pferd doch nicht trauen sollte, als es direkt in einem Baum mit ihr hineinrannte. Zwei Stürze hatten wir schon an diesem ersten Tag.
Mittags ging es dann in einen der Paddocks, den Zaun reparieren und Bäume fällen, was wirklich anstrengend war bei 30 Grad. Dazu kamen noch die vielen neuen Vokabeln, es gab so viel, was wir uns merken mussten. Jedenfalls sind wir abends alle todmüde ins Bett gefallen.
Mittwochs mussten wir um fünf Uhr aufstehen. Halb 7 ging es dann mit einem riesen Truck und zehn Pferden zu einer Cattle Station, etwa eine Stunde entfernt. Unser Job: Mustering. Rinder in Paddocks auf einer Fläche von tausenden Acres finden, sortieren und zur Cattle Station zurücktreiben. 5 Stunden im Sattel, bei 30 Grad, ohne Wasser, ohne Pause im australischen Busch. Und es hat wahnsinnig Spaß gemacht. Wir alle hatten zwar anfangs keine Ahnung, was wir zu tun hatten und standen wahrscheinlich eher im Weg, aber irgendwann hatte man dann den Bogen raus, wie man ein Rind wieder zurück zur Herde treiben muss. An dem Tag hatte ich auch meine ersten Begegnungen mit dem australischen Wildlife. Auf den Bäumen (Gum Trees) saßen oft riesige Echsen, die von Cameron nur Treecrocodiles genannt wurden. Manche hatten deshalb verstanden, dass es in der Gegend wirklich Krokodile gibt. Und dann endlich: mein allererstes Känguru. Allerdings verlief die Begegnung etwas anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Sie war, naja, sehr interessant. Wir galoppierten gerade auf einem Pfad entlang, als auf einmal ein Känguru direkt vor mir aus einem Busch sprang. Ich hatte gerade noch Zeit irgendwie zu realisieren, dass es eines ist, dann hatte mein Pferd auch schon eine Vollbremsung mit Kehrtwende hingelegt und ich den Abflug gemacht. Das alles ging so schnell, dass ich das Känguru also eher gespürt als gesehen hatte. Jedenfalls mussten wir danach ziemlich drüber lachen. Es muss einfach ein zu gutes Bild abgegeben haben. Mein erstes Känguru werde ich also auf jeden Fall nie vergessen.
Irgendwann mittags um 2 hatten wir endlich alle Rinder in den Paddock verfrachtet, in den sie sollten und wir alle stiegen steif, mit schmerzenden Oberschenkeln und Hintern vom Pferd. Lunchtime, mit Sandwich und noch viel besser Unmengen von Wasser. Jeder der vorher noch Hunger hatte, vergaß das beim Anblick unserer Wasserflaschen. So saßen wir im Schatten, ließen alles Revue passieren, lachten und waren zufrieden, dass wir das doch ganz passabel gemeistert hatten.
Bis Justin dann schließlich erklärte, dass wir am Nachmittag noch weitere Paddocks mit Rindern abarbeiten mussten. Da war die Begeisterung dann nicht mehr ganz so groß wie am Morgen, denn keiner hatte wirklich den Wunsch noch mehr Stunden im Sattel zu verbringen. Der Nachmittag ging aber relativ schnell vorbei. Ich sah noch meine erste Schlange, ein riesiges schwarzes Tier, das wahrscheinlich wie alles hier giftig war, aber gleich vom Weg verschwand, als es die Pferde spürte. Und einmal als wir unter ein paar Bäumen standen mit den Pferden, seilte sich eine Spinne von meinem Helm ab, direkt auf meine Nase. Mein einziger Gedanke: Ist sie rot? (tödliche Redback-Spider) bzw. wie kriege ich die weg, ohne dass sie beißt? Irgendwie habe ich sie dann an ihrem Faden gepackt und entfernt. Glück gehabt.
Wir mussten uns dann beeilen, die restlichen Rinder noch in den Paddock zu treiben, denn um 6 Uhr wird es hier schon stockfinster. Dann noch schnell die Pferde in den Truck verfrachten und zurück ging es mit Vollgas auf den einspurigen Straßen, dass es einem fast den Magen umgedreht hat. Trotzdem sind einige während der Fahrt eingeschlafen. Daheim wartete schon das Abendessen auf uns und wieder fielen alle hundemüde, aber zufrieden nach einem anstrengenden, aber sehr schönen Tag ins Bett. Die Rinder zu treiben, war wirklich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Achja und abends waren schon die ersten Jobangebote eingetrudelt, alle auf Pferdefarmen oder Gestüten, mit Springpferden, Vollblütern, Polopferden und eines für das ich mich interessierte, mit Distanzpferden. Am nächsten Morgen wollte ich mich dort telefonisch melden.
Diesmal konnten wir etwas länger schlafen, Justin gönnte uns ein bisschen Ruhe nach dem harten gestrigen Tag. Ich war allerdings etwas aufgeregt wegen des Telefongesprächs mit meinem möglichen Arbeitgeber. Ob ich wohl alles verstehen würde...der australische Akzent ist nämlich anders als das Englisch, das wir in der Schule lernen und bei Justin hatte ich wirklich oft Schwierigkeiten ihn zu verstehen. Es lief dann doch besser als ich gedacht hatte, aber obwohl wir von Lyndale einen Zettel mit allen wichtigen Fragen bekommen hatten, hatte ich natürlich dann doch die Hälfte vergessen. Der Job klang aber interessant, ich würde Pferde bewegen und natürlich auch die normale Stallarbeit machen. Ich bat noch um einen halben Tag Bedenkzeit, weil ich auf ein Jobangebot für zwei Leute mit Eva hoffte.
Nach dem Anruf ging es dann in den Stall, Paddocks ausmisten, füttern...
Nach einem etwas früheren Lunch wieder rauf aufs Pferd, Rinder treiben, diesmal etwas mehr in unsrer Nähe und auch nicht so lange wie am Tag vorher. Und es klappte wirklich schon um einiges besser. Als wir die Rinder auf einer Farm eingesperrt hatten, die Lyndales Eltern gehörten, mussten wir sie noch zu Fuß sortieren, nach jungen Rindern und Kühen. Man sollte wirklich Respekt vor ihnen haben.
Abends steckte ich dann in einer Zwickmühle. Es war zwar noch ein Jobangebot angekommen für zwei Leute, allerdings konnten Eva und ich den Arbeitgeber nicht erreichen. Eva meinte, ich solle doch bei der Distanzpferdefarm anrufen und nochmal um Aufschub fragen, als wir dann Lyndale um Rat fragten, meinte sie nur, dass das ein No-Go ist. Also sagte ich zu. Mein Arbeitgeber hieß ab jetzt Peter Toft. Die Farm ist nur eineinhalb Stunden von Brisbane entfernt. Das Gute war, das noch einer der Dänen von unsrer Gruppe ebenfalls einen Job dort bekommen hatte. Bei der Anreise wäre ich also zumindest nicht alleine.
Es war wirklich eine riesen Erleichterung endlich einen festen Job in der Tasche zu haben. Denn die Tage vorher hatten schon einige von den anderen welche erhalten und der Druck ist doch mit jedem Tag gewachsen. Allerdings hatte Eva jetzt noch nichts.
Den Freitag ließen wir dann eher ruhig angehen mit Traktor fahren und sonst nicht sehr viel Arbeit. Der Tag ging sehr schnell vorbei und als es abends war, probierte Eva wieder bei Tim Boland anzurufen, doch wieder erreichte sie ihn nicht. Wir standen dementsprechend unter Druck, denn am nächsten Morgen war ja schon die Abreise von Jaylyn Downs. Den letzten Abend versuchten wir dann noch in die Länge zu ziehen. Von Justin und Cameron hatten wir Bier bekommen und so saßen wir alle noch lange zusammen und versuchten die letzten gemeinsamen Stunden zu genießen. Denn Abreise bedeutete gleichzeitig Trennung, da sich jeder zu seinem Job aufmachen würde und keiner weiß, ob wir uns je wiedersehen werden. Wir hatten die kompletten letzten zwei Wochen zusammen gewohnt und gearbeitet und uns alle sehr gut verstanden.
Und dann war es auch schon Samstag. Eine Stunde vor Abfahrt rief dann noch Tim Boland an und sagte Eva, sie könne den Job bekommen. Sie war natürlich sehr erleichtert.
Um halb 8 kam wieder der kleine Bus von VisitOz und holte uns und unsre Backpacks ab. Wir konnten uns nicht einmal mehr von Justin und Lyndale verabschieden, weil sie schon sehr früh auf ein Turnier gefahren waren. Dabei hätten wir uns alle sehr gerne bei ihnen bedankt für die tolle Woche und die Verpflegung.
Obwohl es nur ein paar Tage waren, kam es uns vor als wären wir schon ewig hier gewesen. Wir haben einfach so viel neues gelernt und erlebt, dass ich jetzt noch Stunden weiter darüber schreiben könnte. Nur noch eines: wir wissen nun, dass man es nicht persönlich nehmen darf, wenn man von den Farmern hier angeschrien und verflucht wird. Jedes zweite oder dritte Wort von Justin war irgendeine Form von "fuck", wenn er unter Stress stand und ich musste mich zusammenreißen, nicht mitzuzählen. Ansonsten hatten sie aber wirklich eine herzliche Art.
Achja und wir hatten jede Menge Unfälle und Verletzungen in der Woche. Drei Stürze vom Pferd. Genauso viele mit den Motorbikes. Dabei hat sich Eva ziemlich das Knie geprellt und es war zwei Tage stark geschwollen. Dann noch einen verletzten Arm, einen wundgerittenen Hintern und eine von uns Deutschen ist ist ein Becken mit giftigem Schlamm gefallen, in das die Rinder getrieben werden, um sie von den Insekten freizuhalten. Man nennt das einen Dip und der Schlamm sieht von oben aus wie Beton. Sie wollte auf jeden Fall ein paar Rindern ausweichen und ist einfach hineingerannt, nichtsahnend, dass das Flüssigkeit war. Justin konnte sie noch gerade so wieder herausziehen und sie hat Glück gehabt, dass sie nicht zuviel von dem Zeug geschluckt hat, weil es wie gesagt giftig ist. Ich hatte außer ein paar blauen Flecken, Blasen und etwas Muskelkater aber glücklicherweise nichts abbekommen. Nach einem letzten Blick zurück ging es dann auf in Richtung Job.
Bilder habe ich der Woche leider keine gemacht. Wir hatten einfach keine Zeit dazu.
"fuck...." en lisant ces mots, je me suis amusée ;-)
AntwortenLöschenMerci à toi pour les nouvelles merveilleuses! Bonne chance pour la suite!