Mittwoch, 30. Oktober 2013

Gold Coast, Byron Bay und Coff's Harbour

Die letzten Tage gingen wie im Flug vorbei.
Letzten Montag bin ich mit dem Bus in Brisbane gestartet. Erstes Ziel war Coolangatta an der Gold Coast, zwar nicht so bekannt wie Surfer's Paradise, aber mindestens genauso schön.
Zuerst war es schon etwas seltsam alleine unterwegs zu sein, es war ja sozusagen das erste Mal für mich. Vorher hatte ich entweder Eva, dann unsere Gruppe auf der Trainingsfarm und Svenja, Paula und Anne während unserem Job und in Brisbane.
Das Sands Hostel in Coolangatta war sehr schön, sauber, und hatte einen gemütlichen Balkon. Und es bestand ausnahmsweise mal nicht aus mind. 75% Deutschen. Seit Wochen musste ich also endlich mal wieder richtig Englisch sprechen. Ich wurde eigentlich auch gleich total freundlich von ein paar Südamerikanern aufgenommen. Später lernte ich noch Kanadier und einen Kiwi (Neuseeländer) kennen. Die meisten kannten sich alle gut, weil sie schon teilweise Wochen in dem Hostel wohnten, um auf einer Farm in der Nähe zu arbeiten. Ich mit meinen zwei Tagen Aufenthalt war also eher die Ausnahme. Außerdem ist mir aufgefallen, dass es zwar bei uns in Deutschland üblich ist direkt nach der Schule ins Ausland zu gehen, aber da sind wir so ziemlich die Jüngsten. Durchschnittsalter bei den meisten Hostels ist Mitte 20 und ich habe jetzt schon oft erlebt, dass ich die Jüngste war. 
Naja, in Coolangatta an sich ist kaum etwas los, es hat eine Straße auf der alle wichtigen Geschäfte sind und einen sehr schönen Strand. Da habe ich mich auch erst mal hingelegt und wäre fast eingeschlafen. Abends habe ich mir dann (wie fast jeden Abend...bin zu faul für mehr) Nudeln gemacht. Am nächsten Morgen hat sich der Kiwi angeboten mit mir einen Beachwalk zu machen. Unterwegs haben wir einen Aborigine getroffen, der traditionelle Bilder gemalt hat. Die waren wirklich wunderschön und er hat uns eingeladen uns zu ihm zu setzen und uns dann einiges über die Symbolik und Kultur erklärt. Es war auf jeden Fall wahnsinnig interessant. Er hatte so viel Wissen (arbeitete als Lehrer für Aboriginal History an einer Hochschule, wie sich dann rausstellte) und hat seinen Job aufgegeben, um nur noch zu malen, weil sich das wirklich finanziell lohnt. Ich bin mir nicht sicher ob ich alles verstanden habe, was er versucht hat uns zu erklären, ob es am Englisch lag oder einfach an der komplett anderen Denkweise. Aber eins habe ich gelernt: 
Wisst ihr was das Wort Kangaroo bedeutet? Die wörtlich Übersetzung ist "Ich verstehe dich nicht". Und die Geschichte dazu: als Cook in Australien ankam und auf die ersten Kängurus traf, fragte er die Aborigines (auf Englisch) wie das Tier heißt. Als Antwort bekam er nur "Kangaroo" - Ich verstehe dich nicht. Musste erst mal lachen, als der Mann uns die Geschichte erzählt hat.
Und hier mal ein paar Bilder von meinem Beachwalk.



 Der Strand von Coolangatta


Karibikflair
 


Am nächsten Morgen ging es dann schon weiter nach Byron Bay, der Urlaubsort überhaupt zwischen Brisbane und Sydney. Oase für Surfer und Backpacker. Mein Hostel war das Holiday Village, was echt weiterzuempfehlen ist. Byron an sich ist ein total süßes Städtchen. Auf der Main Street quetscht sich ein kleiner Shop an den nächsten. Und die meisten davon sind einzigartig für Byron, die Marken gibt es nirgends sonst. Alles ist ein bisschen im Hippie-Style gehalten, bunte Farben wo man hinschaut. In der Nähe ist schließlich auch das bekannte Hippiestädtchen Nimbin, dort ist Gras halb legal, weshalb sogut wie jeder, der eine Tour dorthin macht, bekifft zurück kommt.
Der Strand ist wieder mal wunderschön. Außerdem ist in Byron der östlichste Punkt von ganz Australien. Dort steht auf einer Klippe ein alter Leuchtturm, wo ich auch einmal hingelaufen bin mit einer sehr netten Engländerin.
Leider hat es an zwei von vier Tagen (ausnahmsweise) geregnet, was aber auch dringend nötig war. Einmal bin ich deshalb ins Kino gegangen, um halb 10 und zwar a.m. - am Morgen. Ich habe es erst nicht glauben können, dass die morgend schon so früh Filme laufen lassen, aber anscheinend ist das hier so üblich. Ich habe mir "Rush" angesehen und die 18 Dollar (!!) Eintrittsgeld haben sich echt gelohnt.
In der letzten Nacht hatte ich dann mein schlimmstes Hostelerlebnis. Wir waren noch in der Bar neben unserem Hostel feiern. Ich bin etwas früher gegangen, weil ich morgens auschecken musste. In meinem Zimmer waren noch 5 andere Leute, davon ein Junge (David). Der hatte sich aber auch schon früher schlafen gelegt. Irgendwann nachts sind dann die anderen zurückgekommen und ich hab nur gehört, dass sich ein Junge und ein Mädel unterhalten haben. Und das war definitiv nicht David, außerdem kamen beide Stimmen aus dem Bett über mir. Da hätte ich schon am liebsten aufgestöhnt. Tja die beiden hatten dann tatsächlich Sex über mir, sozusagen ein Porno ohne Bild nur mit Ton. Und ich dachte nur die ganze Zeit, es kann ja wohl nicht wahr sein, wann hören die endlich auf. Morgens war ich mir dann erst nicht sicher, ob das nicht doch ein Albtraum gewesen war, aber nein, definitiv nicht. 
Langsam bin ich auch das Hostelleben satt, immer nur aus dem Koffer (oder Backpack) zu leben, nie irgendwo anzukommen, kaum hat man jemanden kennengelernt, muss man wieder weiter, und so gut wie keine Privatsphäre. Ich bin wirklich froh, wenn ich endlich auf der Farm zu arbeiten anfange.


Der östlichste Punkt Australiens
 

Das Lighthouse (Leuchtturm) - leuchtet seit über 100 Jahren


 um dort hinzukommen ging es erst mal durch eine Art Regenwald


Meine letzte Station war dann Coff's Harbour. Viel zu tun gab es nichts, da mein Hostel außerhalb der Stadt lag und das Taxi zu teuer gewesen wäre, um immer ins Zentrum zu fahren. Aber wir wohnten 50 Meter vom Strand weg und es gab wunderschöne Wege am Strand entlang und über Klippen und dann noch den eigentlichen Coff's Harbour (Hafen). Dort habe ich auch meine ersten freilebenden Delfine gesehen von einer Aussichtsplattform. Es war ziemlicher Wellengang und auf einmal tauchten mehrere Finnen aus dem Wasser auf. Sie waren aber leider zu weit weg für Fotos. Ein älterer Mann hat noch gemeint, ganz weit draußen könnte man Buckelwale erkennen, aber so sehr ich mich auch angestrengt habe, ich wusste nicht, was er meint. Wahrscheinlich muss man wissen, nach was man Ausschau halten muss. 
Viel mehr ist nicht passiert in Coff's Harbour. Gestern Abend habe ich dann den Nachtbus nach Sydney genommen. Nach 9 1/2 Stunden Fahrt bin ich heute morgen endlich hier angekommen. Doch dazu dann mehr im nächsten Post.

See ya.
 

Sonntag, 20. Oktober 2013

Direction Southeast

Jaa! Es hat geklappt! Ich bin nicht mehr arbeitslos. Gestern habe ich endlich Julias Chef ans Telefon bekommen und ich kann dort ab 1. November anfangen. Übernehme also sozusagen Julias Job.
Andrew, der Chef, hat sich sehr nett angehört und so wie Julia immer von den Leuten schwärmt bin ich mir ziemlich sicher, dass es nicht schlimmer werden kann als letztes Mal.
Es ist zwar wieder ein Stall mit Rennpferden, sie haben aber auch Ponys. Ich würde hauptsächlich Stallarbeit machen (auf die Rennpferde werden sie mich nicht drauflassen) und noch zweimal die Woche Andrews Frau mit den kleinen Kindern helfen. Sollte auf jeden Fall machbar sein.
Die Farm ist in der Nähe von Sydney, deshalb werde ich jetzt die 2 Wochen bis ich dort anfange die Küste hinunterreisen. Morgen früh geht es los mit dem Premier Bus Service (ist billiger als der Greyhound) und meine Stationen sind 2 Tage Coolangatta, 4 Tage Byron Bay, 2 Tage Coff's Harbour und dann geht's mit dem Overnightbus nach Sydney, wo ich noch 2 Tage habe. 
Werde euch auf jeden Fall berichten, was ich da dann so alles gemacht habe. Ein paar schöne Bilder sollten auch drin sein.
Das wäre dann heute mein letzter Tag in Brisbane und auch der letzte vorerst mit Svenja und Paula. Ist schon etwas komisch jetzt wieder alleine weiter zu reisen, aber man lernt eigentlich so schnell Leute kennen, dass man nie wirklich alleine ist. Und wenn ich in Sydney bin, werde ich mich wahrscheinlich mit Anne treffen, ihre Au-Pair-Familie wohnt in einem Vorort von Sydney.
Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass es die richtige Entscheidung war, den Job zu kündigen. Die 2 Monate, die ich dort noch hätte arbeiten müssen, wären verschwendete Zeit gewesen, vor allem da sich mein Englisch kein Stück verbessert hätte. Es sollte wohl einfach so sein...

Freitag, 18. Oktober 2013

Jobsuche

So toll die ganzen Bilder auch aussehen, ganz so eine geile Zeit wie manche jetzt denken, habe ich trotzdem nicht.
Da ich meinen Job gekündigt habe bin ich jetzt dringend auf einen neuen angewiesen. Das bisschen Geld, das ich schon verdient habe wird nämlich nicht sehr lange reichen bei den Preisen hier.
Von VisitOz kann ich allerdings kaum Hilfe erwarten. Die haben nur gemeint, es kann Wochen dauern, bis ich etwas neues kriegen würde (bis dahin wäre ich pleite) und ich solle doch selbst nach Jobs suchen. Da zahlt man viel Geld, nur dass man doch zum Schluss quasi privat hier ist.
Das Hostel haben wir schon gewechselt, wir haben ein billigeres gefunden, das Yellow Submarine, das um einiges schöner und auch sauberer ist. Auch mit den Leuten kommt man dort viel mehr in Kontakt. Leider sind mal wieder die Hälfte davon Deutsch...
Die Leiterin von dem Hostel ist eine ältere Dame, die wirklich sehr nett ist und auch hilft nach Jobs zu suchen. Man kann sich eigentlich immer an sie wenden bei Problemen und man fühlt sich wie in einer Familie.
Ansonsten ist es sehr schwer überhaupt an Jobangebote heranzukommen. Ich habe jetzt ein paar Bewerbungen an Jobanzeigen auf gumtree.com abgeschickt, meistens Farmarbeit, aber gerade mal von zwei Leuten überhaupt eine Antwort erhalten. Hinzu kommt noch, dass sehr viele Jobs nur auf freiwilliger Basis sind, also ohne Lohn, aber gegen Unterkunft und Verpflegung. Da hatte ich auch mit einem Mann in Western Australia telefoniert, ihm aber absagen müssen, weil alleine die An- und Abreise (mehrstündiger Flug) viel zu teuer wären, wenn ich nichts verdiene.
Jetzt hat eine andere Familie mit einer Farm angefragt, ab wann ich denn kommen könnte, die sind immerhin noch hier in Queensland, da könnte ich mir die Transportkosten also noch leisten. Aber es ist wieder auf freiwilliger Basis und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich zusagen soll. Ich warte nämlich noch auf eine Antwort von Julia (war mit mir auf der Trainingsfarm), die Anfang November mit ihrem Job fertig ist. Sie hat gemeint, vielleicht wäre es möglich, dass ich sie dann sozusagen ablöse. Das wäre wirklich gut, wenn es klappen sollte, denn sie schwärmt immer nur vo ihrer Arbeit und den Leuten. Das wäre ein Rennstall mit Vollblütern.
Mal sehen was dabei rauskommt, aber ein Volunteer-Job wäre immer noch besser, als sein Geld in Hostels auszugeben (so billig sind die nämlich gar nicht).
Auf jeden Fall ist es wirklich ätzend sich finanziell so einschränken zu müssen. Wir müssen sogar am Essen sparen, das ist das Allerschlimmste daran. Man überlegt es sich zweimal bei jedem Dollar, wofür man ihn ausgibst. Auf der anderen Seite will man sich auch mal etwas gönnen (wie z.B. das Koala Sanctuary) um auch noch etwas von Australien zu sehen. Aber mit Tagestouren die Umgebung hier zu erkunden, können wir vergessen. Brisbane an sich hat leider zumindest kulturell kaum etwas zu bieten.
Ich hoffe auch, dass ich spätestens nach diesem Wochenende hier weg bin, so schön die Stadt ist, es wäre doch verschwendete Zeit noch länger hier festzusitzen.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Lone Pine Koala Sanctuary

Gestern haben Paula, Svenja und ich uns endlich einmal etwas gegönnt.
Bei Peterpans haben wir eine Eintrittskarte für das Lone Pine Koala Sanctuary in Brisbane gekauft. Im Preis mit inbegriffen war auch ein Foto mit einem Koala auf dem Arm. Und obwohl es 44 Dollar gekostet hat, hat es sich echt gelohnt.
Außer Koalas gab es dort auch noch alle anderen typisch australischen Tiere und zu den Kängurus konnte man sogar ins Gehege und sie füttern. Es sind auf jedenfall hunderte tolle Fotos entstanden.
Hier mal eine kleine Auswahl davon:


 


den ganzen Tag nur schlafen und fressen - was für ein Leben!



diese Echsen gehören übrigens nicht zum Zoo, die rennen da überall frei rum



ein Wombat - größer als erwartet



 und ein Emu - vor denen sollte man Respekt haben



welches Tier ist das denn...?



genau: ein Känguru...



und das Beste zum Schluss!

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Brisbane at Night

Gestern wurden Svenja, Paula und ich von einer Mitarbeiterin au einem Backpackershop angesprochen. Sie fragte uns ob wir Lust hätten für 2 Dollar abends Pizza essen zu gehen und danach eine Bootstour auf dem Brisbane River zu machen. Natürlich sagten wir sofort zu. Um halb 6 gabs erst mal Pizza im Peterpans (der Traveller-Shop), danach ging es zu Fuß nach Southbank, wo die Fähre ablegte. Wir waren eine Gruppe aus 14 Backpackern, von denen die meisten mal wieder deutsch waren.
Hinter Paula, Svenja und mir unterhielten sich während des Fußwegs drei deutsche Mädels, die auch mit uns unterwegs waren. Irgendetwas hat mich sofort aufhören lassen. Die Aussprache der einen kam mir doch sehr bekannt vor und ich meinte noch zu Svenja und Paula, ich wette die kommt aus dem Odenwald oder zumindest Südessen.
Irgendwann habe ich es dann nicht mehr ausgehalten und sie angesprochen. "Kommst du aus dem Odenwald oder Hessen?" Sie hat mich natürlich verdutzt angeschaut - "Ähm ja, aus Erbach, wieso...?"
Ich musste erst mal lachen, hab ihr gesagt, dass ich auch aus Erbach bin und nur gemeint, man hätte es ihr angehört. Es hat sich dann rausgestellt, dass sie in Würzberg wohnt. Wir haben uns den ganzen Abend noch sehr drüber amüsiert und auch heute wieder etwas mit ihr unternommen. Was für eine Ironie, da muss man um die halbe Welt reisen, um jemanden aus dem nächsten Kaff kennen zu lernen.
Die Fahrt auf der Fähre hat sich auf jeden Fall gelohnt. Hier sind mal ein paar Bilder:





















Brisbane ist eine tolle Stadt. Sehr sauber, ich habe wirklich noch nie irgendwo Graffiti in der Innenstadt gesehen. Die Stromkästen sind alle verschieden verziert und angemalt und es ist sogar selten, dass man Kaugummi auf dem Boden findet.
Genauso ist es aber auch eine Stadt der Gegensätze. Moderne Hochhäuser vermischen sich mit historischen Gebäuden, so findet man zum Beispiel mitten im Bankenviertel auch mal eine kleine alte Kirche:









Genauso krass ist der Gegensatz zwischen Natur und Stadt. Überall sind kleine grüne Oasen, wie man hier sehen kann.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Back to Brisbane

So schnell kann es gehen.
Gestern haben Anne, Svenja, Paula und ich unseren Job gekündigt.
Es war einfach besser so für beide Seiten. Milde ausgedrückt gab es einfach keine Kommunikation mit unserem Chef.
Seine Frau hat mir auch einmal im Auto erzählt, sie wollen überhaupt keine Backpacker mehr einstellen, weil sie die erst anlernen müssen und die ja eigentlich nichts können. Tja und eine Woche später kamen dann Svenja und Paula. Das muss man nicht verstehen.
Auf jeden Fall konnten wir unseren Chef nicht mit unserer Arbeit zufriedenstellen. Wir konnten fast nichts richtig machen und haben auch oft genug zu hören bekommen, dass wir unfähig sind irgendetwas mit Pferden zu tun. Und wir alle haben wirklich unser Bestes gegeben, ist ja nicht so, dass wir nicht lernen wollten. Übrigens habe ich auch erfahren, genau wie die anderen, dass ich gar kein Englisch sprechen kann. Das alles hat nicht gerade dazu beigetragen, unsere Arbeitsmotivation zu heben und im gleichen Atemzug bekamen wir zu hören, dass es ja unmöglich wäre in den Stall zu kommen und unsere traurigen Gesichter zu sehen.
Hinzu kommt, dass wir immer fragen sollten, wenn wir etwas nicht verstanden hatten. Und wenn wir dann tatsächlich nochmal nachhakten, weil zum Beispiel eine Vokabel fehlte, dann konnten wir froh sein, wenn wir überhaupt eine Antwort bekamen. Im besten Fall war es ein genervtes Augenverdrehen und eine pampige Antwort, wie "da du den Job ja nicht machen willst, muss ich ihn jetzt erledigen." Bei mir ging es noch einigermaßen, aber vor allem Paula hat einiges zu hören gekriegt, sogar sie wäre zu blöd. Wir hatten regelrecht Angst irgendetwas zu fragen und erst Recht mit den Pferden zu arbeiten, wenn Peter gerade in der Nähe war. Ein Anschiss war meistens vorprogrammiert.
Auf jeden Fall durfte ich dann gestern Abend Penny erklären, dass wir gehen würden. Peter war wieder einmal weg, wo wussten wir nicht. Die anderen meinten, ich wäre noch am Besten dafür geeignet, weil Penny von mir am meisten hielt. Das einzige, was als Antwort kam war "ja da stimme ich zu, ihr passt nicht in diesen Job. Wir brauchen Fachkräfte." Ja schön und gut, warum nehmt ihr dann immer wieder Backpacker?!
Naja, heute Mittag hat uns Peter dann zum Bahnhof in Rosewood gebracht. Die anderen drei hat er komplett ignoriert, ich bekam immerhin noch zu hören, dass ich anscheinend doch keinen so schlechten Job geleistet hatte. Jetzt war es aber zu spät. Am Abend vorher hatten wir schon unser Hostel in Brisbane gebucht.
Wir sind dann mit dem Zug nach Brisbane und jetzt erst einmal im Base Brisbane Embassy abgestiegen. Anne fliegt allerdings morgen schon weiter nach Sydney, sie hat dort einen Au-Pair-Job ergattert. Ich werde mich noch einmal mit VisitOz in Verbindung setzen, wahrscheinlich wird es aber erst einmal ein paar Wochen dauern bis ich den nächsten Job bekomme. Ich denke, ich suche parallel auch einfach privat nach etwas. Ich hoffe mal, dass ich dann bald eine neue Anlaufstelle haben werde. Auf jeden Fall werde ich euch auf dem Laufenden halten.

See you.




Freitag, 11. Oktober 2013

Toft Endurance: Freie Tage

Meine freien Tage waren noch nicht sehr üppig. Obwohl ich eigentlich eine 5-Tage-Woche habe, musste ich schon zweimal 8 Tage durcharbeiten. Und bis jetzt habe ich noch nicht sehr viel unternommen in meiner Freizeit. 
Meine ersten beiden freien Tage habe ich erst einmal genutzt, um das Bad und die Küche aufzuräumen und vor allem um zu putzen. Man kann jetzt wieder essen und duschen ohne sich zu ekeln. Und dann habe ich natürlich noch an diesem Blog geschrieben. Abends nach dem Arbeiten habe ich dazu einfach keinen Nerv mehr und deswegen mache ich es immer, wenn ich frei habe (so wie jetzt gerade auch).
Vor zwei Wochen hat mich Penny dann mit nach Ipswich zum Supermarkt genommen. Ihr werdet es kaum glauben, aber es war tatsächlich ein Aldi (Süd Süd), der hier das Billigste ist, was man finden kann. Und er war auch noch genauso aufgebaut wie in Deutschland. Der einzige Unterschied war, dass man an der Kasse rechts vom Band stand. Ob sie allerdings auch noch dieselben Angebote hatten wie in Deutschland, weiß ich nicht.
In den anderen Supermärkten ist Essen um einiges teurer, vor allem Schokolade und Milchprodukte. Man zahlt locker das Doppelte für einen Wocheneinkauf im Vergleich zu deutschen Preisen.
Anne und ich wollten uns einmal einen Wein mitnehmen. Wir sind die ganzen Regale abgelaufen, konnten aber nichts finden und dachten schon wir wären einfach nur blind, bis uns wieder eingefallen ist, dass in Supermärkten kein Alkohol verkauft wird. Das dürfen nur Bottle Shops mit extra Lizenz. Es ist sogar nur bestimmten Restaurants erlaubt Alkohol auszuschenken, in den anderen kann man sich dann aber selbst seine Getränke mitnehmen.
An meinem letzten freien Tag bin ich dann mit dem Zug nach Brisbane gefahren, um mich mit Larissa zu treffen, die ein paar Tage vorher dort gelandet war. Nach einer kurzen Shoppingtour (ich musste eine neue Jeans kaufen, meine alte war beim Aufsteigen auf's Pferd gerissen) schlenderten wir durch den Botanic Garden nach Southbank. Das ist wie eine Oase mitten in der Großstadt am Ufer des Brisbane River. Dort sonnten wir uns den Rest des Tages auf der Wiese.



Southbank - gestaltet zur Expo '88


 Echse am Wegrand in Southbank


Botanic Garden


Innenstadt vom Brisbane River aus

 
Brisbane ist fast so groß wie München, aber es hat ein komplett anderes Flair. Es kommt einem gar nicht wie eine Großstadt vor, weil einfach die Anonymität fehlt. Die Leute sind total offen, man wird auf der Straße von wildfremden Menschen angesprochen und hat keinerlei Probleme mit den Leuten in Kontakt zu kommen. Das ist mir aber generell an den Australiern aufgefallen. Am Ticketschalter vom Brisbaner Hauptbahnhof fragte mich zum Beispiel der Mann, ob ich aus Deutschland komme und begann dann sofort davon zu erzählen, wo er schon überall war und wie schön Berlin doch wäre. Man wird einfach überall sofort in ein Gespräch verwickelt. Eine ähnliche Situation im Supermarkt von Rosewood: Anne und ich standen mit unserer riesen Wagenladung von Einkäufen fälschlicherweise an der Expresskasse für höchstens 12 Artikel. Aber anstatt einen genervten Kommentar loszulassen, begann das Mädchen an der Kasse erst einmal uns interessiert auszufragen was wir hier so machen, als sie merkte, dass wir keine Australier sind. Und in aller Seelenruhe hat sie unsere vielen Einkäufe abgerechnet. Zum Schluss kam noch ein "Nice to meet you." So etwas würde in Deutschland selten passieren. Das nächste Mal, als ich alleine einkaufen war, hat sie mich gleich erkannt und nach meiner Freundin (Anne) gefragt. Die Menschen sind wirklich sehr freundlich und offen.

Als ich das letzte Mal ein bisschen Freizeit hatte, habe ich das genutzt, um ein paar Bilder zu machen. Wie schon gesagt, wir wohnen hier am Berg und haben eine wundervolle Aussicht. Vor allem da meistens die Tage sehr klar sind.




Die Aussicht raubt mir jedes Mal wieder den Atem - auf dem Foto natürlich nur halb so schön wie in Wirklichkeit 


Der Frühling hat jetzt endgültig begonnen. Anfangs war alles nur braun und ausgetrocknet, aber in den letzten zwei Wochen hat alles angefangen zu blühen und es ist schon um einiges grüner geworden. 









Bis jetzt hatten wir jede Woche eine Nacht in der es richtig gewittert hat. Dabei stürmt es auch jedes Mal heftig, sodass unsere Wohnwagen fömlich durchgeschüttelt werden. In der schlimmsten Nacht hat der Wagen wirklich geschwankt und es hat sich angehört als würde man unter einem Wasserfall stehen, so laut ist der Regen auf das Dach geprasselt. 
Die Tage davor hat man es immer sehr leise quaken hören und beim ersten Mal habe ich sofort gedacht, dass hört sich doch nach einem Frosch an. Den Gedanken habe ich aber gleich wieder verworfen. Hier ist es ja viel zu trocken und es gibt nirgends Tümpel oder Sumpflöcher. 
In der Nacht vor dem Gewitter saß dann doch etwas kleines Grünes auf der Kupplung von meinem Wohnwagen. Ich konnte es erst nicht erkennen, es stellte sich aber tatsächlich als Frosch heraus. Und wenn man Ausschau gehalten hat, konnte man noch weitere überall entdecken. Also selbst in dem heißesten und trockensten Land der Erde, wo es seit Monaten nicht geregnet hat, gibt es Frösche - wie auch immer die überleben.



 Das Exemplar vor meinem Wohnwagen: die giftgrüne Farbe täuscht - ausnahmsweise mal ein ungiftiges Tier (gefährlich sind hier nur die Kröten, habe ich mir vom Hufschmied sagen lassen)


Oft sind es solche kleinen Dinge, die mich erstaunen und wieder realisieren lassen, dass das hier wirklich ein komplett anderer Kontinent ist. Situationen wie an der Kasse im Supermarkt, an denen du merkst, wie sich die australische Mentalität von der europäischen und deutschen unterscheidet und dass das hier eine andere Kultur ist.

Toft Endurance: Arbeitstage

Ha ye goin' ?

Tja, wo soll ich anfangen? Also, wie schon gesagt die Leute hier züchten Distanzpferde und nehmen auch an Rennen/Wettbewerben teil. Und zwar nicht nur hier in Australien, sondern auch international. Distanzrennen bedeutet die Pferde laufen 20, 40 oder auch 80 Kilometer in ein paar Stunden. Sie brauchen also jede Menge Ausdauer. Für die Reiter unter euch: fast alle sind deshalb Araberkreuzungen und viele auch dementsprechend sensibel und teilweise nervös. Insgesamt sind die Pferde jedoch alle viel ruhiger als ich erwartet hätte bei so viel Blut. 
Mein Arbeitstag fängt morgens um 7 an, was wirklich eine gute Zeit ist. Ich hatte schon mit aufstehen um halb 5 gerechnet und war deswegen fast erleichtert über diese Uhrzeit. Dann geht es erst einmal los mit Füttern. Da die meisten Pferde in Paddocks rund um die ganze Anlage verteilt stehen, heißt es das Heu und die Futtereimer den Berg hoch und wieder runter  schleppen, ich glaube am Tag läuft man so schon einige Kilometer ab. Das Allerwichtigste während des Fütterns ist aber das Wasser. Mindestens zweimal am Tag müssen alle Tränken in den Paddocks kontrolliert werden. Die meisten lassen sich automatisch füllen, aber im Stall zum Beispiel gibt es keine Tränken sondern nur Wassereimer. Anfangs war es wirklich anstrengend immer jeweils 20 Liter pro Pferd zu jeder Box zu tragen, aber nach ein/zwei Wochen hatte ich mich daran gewöhnt. Jedenfalls ist Wasser hier wirklich so ziemlich das Wertvollste. Es hat seit drei Monaten nicht wirklich geregnet und gewittert es nachts doch einmal, dann sieht man am nächsten Tag schon nichts mehr davon. Jetzt gegen Sommer fängt aber bald die Regenzeit an. Der ganze Bedarf an Wasser wird abgedeckt von einem kleinen Windrad neben dem Stall, das Wasser aus dem Boden in verschiedene Tanks pumpt. Man ist hier also wirklich froh über viel Wind, den es hier glücklicherweise so gut wie immer gibt. 
Nach dem Füttern geht es dann an den Walker (die Führmaschine), der jeden Tag glatt gezogen werden muss und die Boxen müssen natürlich ausgemistet werden. 
Wenn das fertig ist, können wir anfangen die Pferde zu bewegen, es sei denn Peter hat noch irgendwelche anderen Jobs für uns (vorgestern durfte ich zum Beispiel 30 Pferdedecken abspritzen und die Haare ausbürsten und den Truck haben wir auch schon einige Male sauber machen müssen). 
Da man natürlich nicht alle ca. 30 Pferde reiten kann, kommen die meisten in den Walker für eine Stunde oder auf eine Art Laufband, bei dem man sogar die Steigung einstellen kann. Ein paar werden dann auf dem Reitplatz geritten für eine halbe Stunde und ich habe gemerkt, dass es wirklich schwer ist wirklich eine halbe Stunde durchzuziehen. Da die Pferde bei den Rennen nur geradeaus laufen müssen, hat man nicht viel Auswahl an Bahnfiguren. Meistens bleibt es dann bei Trab und Galopp auf dem Zirkel und da kann sich eine halbe Stunde ganz schön ziehen. Nachmittags aber müssen wir immer eine riesige Weide mit Stuten kontrollieren. Dafür nehmen wir dann meistens die Pferde und der Ausritt ist immer eine schöne Abwechslung. Bis jetzt habe ich auch jedes Mal Kängurus dabei gesehen. 
Lunchtime haben wir mittags für eine halbe Stunde, es sei denn es ist wirklich zu heiß, dann auch mal etwas länger.
Und so ab 4 Uhr nachmittags fangen wir dann schon wieder mit Füttern an, denn wir versuchen um spätestens 6 Uhr fertig zu sein, weil es da schon fast dunkel ist. 
Das Ganze hört sich nach leichter und vor allem nach nicht sehr viel Arbeit an und trotzdem sind wir mindestens 10 Stunden (manchmal auch 12) auf den Beinen. Denn es kommen so gut wie jeden Tag irgendwelche unvorhergesehenen Arbeiten dazu. Manchmal sind es der Hufschmied, der Tierarzt  oder der Scherer, mal kommt ein Scheich vorbei, dem 8 Pferde vorgeführt werden müssen oder es sind Turniervorbereitungen. Wir mussten auch schon eine Herde Fohlen in eine komplett andere Weide umsiedeln, 30 Pferde in zwei Tagen waschen, weil sie verkauft wurden oder einfach nur die Paddocks abäppeln. Beschäftigung gibt es auf jeden Fall immer. Körperlich gesehen ist die Arbeit aber wirklich in Ordnung. Zwar anstrengend, vor allem bei knapp 40 Grad, aber man gewöhnt sich daran (meine Hände waren z.B. schon nach einer Woche voller Schwielen).




Travina - das erste Pferd bei dem ich die unglaubliche Ausdauer spürte (wir sind eine halbe Stunde ohne Pause galoppiert)



Angefangen habe ich ja mit Simon, Arone, der Südafrikanerin und Danielle, die festangestellt ist und im nächsten Ort wohnt. Die Personenkonstellation hat sich aber innerhalb der 4 Wochen, die ich hier bin, sehr oft geändert. Angefangen hat es mit Simon, der schon am zweiten Tag gegangen ist. Bis heute weiß keiner wirklich warum, er war auf einmal einfach weg, sagte nur er würde zurück nach Brisbane gehen.
Die erste Woche wurde ich dann von Arone und Danielle eingearbeitet. Es ist wirklich einiges anders und bei manchen Sachen verstehe ich den Sinn bis heute noch nicht (z.B. warum alle Pferde eingedeckt sind bei über 30 Grad). Außerdem werden die Pferde immer abgespritzt nachdem sie bewegt wurden und oftmals sogar mit Shampoo gewaschen, selbst wenn sie weder dreckig noch verschwitzt sind. Es wird sehr genau darauf geachtet, wie wir ein Pferd führen, läuft man nur einen Schritt zu weit vorne, werden wir schon auf unsren Fehler hingewiesen. Überhaupt ist alles sehr genau und streng und es ist schwer eine Sache wirklich gut oder richtig zu machen.
Mit Arone habe ich mich wirklich gut verstanden, wir haben abends zusammen gekocht und ich konnte mich bei Fragen immer an sie wenden. Doch dann sind wir freitags abends in der ersten Woche zum Supermarkt gefahren und während ich drinnen ein paar Sachen einkaufte, hat sie sich draußen mit Bekannten ihrer Mutter unterhalten, die zufälligerweise in demselben Ort wie wir wohnten. Sie sind auch mit uns zurück zum Stall gefahren und haben dort weitergeredet und plötzlich kam Arone zu mir und sagte, sie kündige jetzt. Das war erst mal ein Schock für mich, denn ich war somit das komplette Wochenende alleine (Danielle und auch Peter waren auf einem Rennen). Sie ging dann mit den Bekannten mit und ich blieb alleine zurück im Stall. Sie schrieb mir aber noch schnell eine Liste mit dem Futter für alle Pferde. Es war ein Glück, dass ich so gut wie alle Pferdenamen schon wusste, genauso wie die Paddocks, ansonsten wäre ich aufgeschmissen gewesen. Und irgendwie habe ich es auch geschafft alles in Ordnung zu halten, selbst nach nur einer Woche Einarbeitung. 
Sonntags kam dann schon meine nächste Kollegin. Anne, auch eine Deutsche, auch über VisitOz. Wir verstanden uns sofort, allerdings war es etwas schade, dass wir abends jetzt überhaupt kein Englisch mehr gesprochen haben. Und während dem Arbeiten bekommt man auch nur vereinzelt Anweisungen und hat keine Zeit zum Reden, unser Englisch hatte also eigentlich kaum eine Chance sich zu verbessern.
Immerhin waren wir jetzt wieder zu dritt, die folgende Woche wurde allerdings wirklich hart und stressig, denn mittwochs waren Peter und Danielle bereits zum nächsten Rennen bei Cairns gereist. Und sie kamen erst eine Woche später wieder zurück.
Montags kamen noch einmal zwei neue Gesichter am Stall an: Svenja und Paula (leider wieder Deutsche), wieder von derselben Organisation. Zu fünft war die Arbeit jetzt um einiges einfacher, auch wenn die beiden erst einmal eingearbeitet werden mussten. Und dann gestern, also in meiner vierten Woche fing Paige an hier zu arbeiten. Sie kommt wie Danielle aus dem nächsten Ort und hat hier schon einmal im Winter (Juli/August) zwei Monate gearbeitet. Wir sind jetzt also 6 Mädels, mal sehen für wie lange.


Donnerstag, 3. Oktober 2013

Toft Endurance: Ankunft

Ich dachte, nun nach fast drei Wochen in meinem neuen Job wird es mal Zeit, euch zu berichten, was ich hier so mache. Und da passt es gut, dass ich meinen freien Tag habe, denn ehrlich gesagt habe ich abends nach der Arbeit einfach keine Lust mehr noch an meinem Blog zu schreiben.

Also: Nach unserer Abreise von der Trainingsfarm wurden wir alle mit dem kleinen Bus von VisitOz nach Brisbane gebracht. Dort trennten sich dann unsere Wege, für manche ging es zum Flughafen und weiter ins Land, für die meisten (mich eingeschlossen) aber zum Transit Center, sozusagen dem Brisbaner Hauptbahnhof. Der Abschied war schon seltsam, da keiner so wirklich wusste, wohin es ihn verschlagen würde und ob wir uns je wieder sehen würden.
Simon, einer der Dänen, hatte genau wie ich einen Job auf Peter Tofts Farm ergattert und so machten wir uns zu zweit auf zu Plattform 8 und warteten auf unseren Zug Richtung Ipswich/Rosewood. Nach eineinhalb Stunden Zugfahrt kamen wir in Rosewood an, einer Kleinstadt, die aber alles lebensnotwendige (Supermarkt, Metzger, Frisör...) beinhaltet. Eine halbe Stunde mussten wir uns aber noch in der prallen Sonne vor dem Bahnhof gedulden, bis Peter uns abholte. Die Spannung stieg während der Zeit natürlich: Wie wird der Job ausssehen? Sind die Leute nett?
Irgendwann kam dann ein Pferdetruck um die Ecke und der Mann, der ausstieg, stellte sich als Peter Toft vor. Simon und ich verstauten unsere Rucksäcke und kletterten in den Truck. Noch ca. 15 Minuten mussten wir fahren, der letzte Kilometer war nur noch eine Schotterpiste. 
Während der Fahrt kamen dann die ersten Fragen von Peter, was wir für Erfahrungen haben, warum wir das hier machen und so weiter.
Es war kein wirklich entspanntes Gespräch, weil mir die ganze Zeit bewusst war, dass das mein Arbeitgeber ist und wahrscheinlich keine der Fragen ohne Hintergedanken ist.
Dann die Ankunft am Stall. Peter übergab Simon und mich an Arone, die Südafrikanerin, die hier arbeitete. Dann war er verschwunden, hatte etwas anderes Wichtiges zu erledigen. Arone brachte uns zu unseren Wohnwagen, in denen wir hier schlafen würden. Dann musste auch sie wieder zurück an die Arbeit.
Ich öffnete also gespannt die Tür zu meinem Wohnwagen - und dann der Schock! 
Das Ganze war anscheinend seit Monaten weder aufgeräumt noch geputzt worden. Die Schränke beinhalteten teilweise noch die Überreste meiner Vorgänger (alte Schuhe und Klamotten, ein Hundebett...) und waren teilweise kurz vorm Auseinanderfallen und alles war verdreckt mit einer Mischung aus Mückenschiss, Staub und sehr vielen Spinnweben. Den Kühlschrank habe ich ein einziges Mal geöffnet, danach nie wieder. Das einzig Gute war eine Büchersammlung, die sich anscheinend im Laufe der Zeit gebildet hatte. 
Dieses erste Bild von meinem Wohnwagen war so unerwartet und schrecklich, dass mir fast die Tränen gekommen wären.
Ich habe dann Arone erst einmal nach einem Eimer Wasser und Lappen gefragt und mit der Grundreinigung begonnen. Dass ich nicht noch von einer Spinne gebissen wurde war alles, bei den zahlreichen Spinnweben, die überall klebten. Simon ging es ähnlich. Jedenfalls war nach der fast zweistündigen Putzaktion das Wasser wirklich schwarz. 
Immerhin, der Wohnwagen war jetzt wieder einigermaßen bewohnbar. Nur Strom hatte ich noch keinen, das Kabel passte nicht in den Wohnwagen. Die Nacht musste ich also mit Taschenlampe überstehen.


Der Wohnwagen nach der Säuberungsaktion
  

Arone war mittlerweile auch mit ihrer Arbeit fertig und zeigte uns Bad und Küche, die an das Stallgebäude angeschlossen sind und die wir gemeinsam benutzen. Auch hier war alles verdreckt, im Stall sammelt sich natürlich schnell Staub an, aber mit regelmäßigem Putzen kann man das in den Griff kriegen. 
Die gesamte Anlage an sich ist sehr gepflegt und hat eine tolle Lage an einem Berghang. Im Stall stehen nur vier Pferde, die restlichen sind auf großen Paddocks verteilt, die sich um das Stallgebäude und den Hügel erstrecken. Ich bin wirklich sehr froh, dass wir daheim an einem Berg wohnen, das bin ich also schon mal gewohnt und es macht mir nichts aus Heu und Futtereimer morgens und abends den Hang hoch zu schleppen.
Das Wohnhaus von Peter, seiner Frau Penny und Tochter Alexandra ist etwa 400m vom Stall entfernt, abgetrennt von der Anlage durch Koppeln und ein Tor.

Ausblick von meinem Wohnwagen

Arone bot Simon und mir dann an, uns zum Supermarkt zu bringen. Unterkunft ist zwar bei meinem Job dabei, aber Essen müssen wir uns selbst kaufen und kochen.
Wir haben einen Ute (Pick-Up/Auto) zur Verfügung, einen Zweisitzer (!!!) mit Ladefläche. Ich weiß nicht wie wir es geschafft haben uns zu dritt in das Auto zu quetschen, vor allem als wir dann noch die tausenden von Plastiktüten mit unsren Einkäufen (an Mama: du würdest die Hände überm Kopf zusammenschlagen, so wie man hier an der Kasse mit Tüten eingedeckt wird) verstauen mussten. Das Auto hat nämlich keinen Kofferraum und auf die Ladefläche konnten wir die Sachen schlecht legen bei den holprigen Straßen.  Zurück im Stall stiegen wir dann halb zerquetscht (das Essen hatte die Fahrt ein Glück überlebt) aus dem Auto und kochten uns erst mal eine ordentliche Portion Nudeln.
Danach unterhielten wir uns noch ein bisschen, Arone war wirklich nett.
Und dann ging es auch schon ins Bett, bei mir mit sehr gemischten Gefühlen. Die Unterkunft und alles hatten mich schon etwas aufgewühlt und ich war gespannt wie es weitergehen würde.
Peter habe ich an diesem Tag nicht mehr gesehen.