Eine totale Fehlentscheidung: erstens, Tasmanien ist zu groß für eine Woche, ein Monat Besuchszeit wäre schon besser; zweitens, in Hobart ist nur ein winziger Ausschnitt der Insel und die schönsten Nationalparks und Sehenswürdigkeiten kann man von dort aus gar nicht anschauen. Denn so klein die Insel unterhalb von Australien auch auf der Karte aussieht, sie ist immer noch halb so groß wie Deutschland. Aber wie sagt man so schön, hinterher ist man immer schlauer, also habe ich versucht so viel wie möglich aus meiner Woche in Hobart rauszuholen.
Gewohnt habe ich im "Pickled Frog", was sehr gemütlich war, ein total schöner Gemeinschaftsbereich mit Sofas, einem großen Fernseher und kleinen Nischen, wo man auch mal in Ruhe lesen konnte.
Am ersten Tag, Montag, ging vom Hostel aus gleich ein kostenloser Shuttle-Bus hoch auf die Spitze des Mount Wellington, direkt neben Hobart. Oben angekommen gab es erst einmal eine wunderschöne Aussicht zu genießen und wieder einmal hatte ich Glück mit dem Wetter, denn normalerweise wird der Berg von Wolken verdeckt und man sieht gar nichts. Zusammen mit einer Holländerin und einem Iren bin ich dann den ganzen Berg hinuntergewandert, immerhin 1200 Höhenmeter, durch die ganzen verschiedenen Vegetationszonen von kahlen Steinen bis zum Regenwald. Schlangen haben wir (leider oder glücklicherweise?) keine gesehen, obwohl es dort sehr viele geben soll. Unten angekommen waren unsere Beine jedenfalls Wackelpudding. Es hört sich immer etwas blöd an, aber bergab laufen kann wirklich anstrengender sein als berghoch.
Mit den beiden anderen war ich dann auch den Rest der Woche unterwegs. Für die nächsten Tage hatten wir uns aber ein Auto gemietet. Das war erstmal ein Akt, bis wir losfahren konnten. Ich war die einzige mit Fahrerfahrung in Australien, der Ire hatte (mit 30 Jahren) noch keinen Führerschein. Die erste Enttäuschung: Auto mieten geht erst ab 21, d.h. ich durfte schon mal nicht fahren. Was sich auch in Melbourne auch wieder als Nachteil rausgestellt hat, aber davon später. Die Holländerin war dann nicht sehr begeistert, aber wir haben uns dann einen Ute gemietet, weil der am günstigsten war, angeblich für 3 Leute. Nun ja, eher für 2 1/2. Zu dritt haben wir in den unbequemsten Verrenkungen in der Fahrerkabine gesessen, ich halb auf der Handbremse in der Mitte, der Ire an die Tür gequetscht und unsere drei Rucksäcke mussten ja auch noch irgendwo hin.
Endlich kamen wir dann aber bei unserem ersten Ziel, um einiges später als geplant, an. Im Mt. Field Nationalpark haben wir uns ein paar Wasserfälle angeschaut und sind durch den Regenwald gewandert. Wunderschöne Gegend, ein paar Begegnungen mit dem Wildlife mit inbegriffen. Tasmanien ist wirklich erstaunlich, um Hobart herum ist alles Graslandschaft, sehr trocken (die zweittrockenste Hauptstadt Australiens, kaum zu glauben, aber wahr), alles braun, kaum Bäume und von einem Meter auf den nächsten befindet man sich auf einmal im Regenwald.
Abends kamen wir wieder halb zerquetscht in Hobart an und ich hatte mein Standardessen: Nudeln mit Tomatensoße. Ist halt einfach am billigsten, für beides bezahlt man 3,65 Dollar und es reicht drei Tage.
Nächster Tag: Port Arthur, das ist eine ehemalige Gefängnisinsel vor Hobart. Da kamen im 19. Jahrhundert die Sträflinge hin, die schon nach Australien geschickt worden waren, aber dort noch einmal ein Verbrechen begangen haben. Sozusagen die Härtefälle. Wir haben eine Führung mitgemacht und für den Eintrittspreis gab es auch noch eine Bootsrundfahrt um die Inseln dort. Wunderschöne Insel, wieder Glück mit dem Wetter und der historische Hintergrund mit all den Geschichten über die "Verbrecher" (die teilweise nur dort saßen, weil sie Essen geklaut hatten oder so). Einen der größten Schrecken meines Lebens wurde mir im Isolationatrakt eingejagt. Der war so schon beängstigend genug, alles Einzelzellen, es war nicht erlaubt zu sprechen oder irgendwelche Töne von sich zu geben, komplette Isolation von den anderen Insassen, wenn die Gefangenen rausgelassen wurden, mussten sie Masken tragen, wurden nur mit Nummern angeredet. Da gab es eine Bestrafungskammer, die war winzig, schalldicht und komplett dunkel. Dort wurden die Gefangenen teilweise tagelang eingesperrt, wenn sie gegen Regeln verstoßen hatten. Jedenfalls sind Janneke, die Holländerin und ich dort hineingegangen in den stockfinsteren Raum und auf einmal kam der Ire hinter der Tür hervorgesprungen. Wir haben so einen Schreck gekriegt, mussten dann aber gleich lachen. Er hatte dort die ganze Zeit auf uns gewartet und dann wirklich Glück gehabt, dass es keine anderen (älteren) Leute waren die dort reingegangen sind.
Auf der Rückfahrt haben wir uns noch einen wunderschönen Sonnenuntergang angeschaut und sind im Hostel todmüde ins Bett gefallen. Donnerstags ging es aber gleich schon wieder früh raus und ab nach Bruny Island, auch wieder eine Insel vor Hobart. Mit der Fähre sind wir rübergefahren und haben dort zwei Bushwalks gemacht und uns den Leuchtturm angeschaut. Der erste Walk ging durch eine etwas deprimierende Landschaft, teilweise alles grau und verkohlte Bäume, das Wetter (dunkle Wolken, aber noch kein Regen) hat richtig zur Stimmung gepasst. An einem Strand haben wir aber noch sehr lustige Krabben gesehen.
Der zweite Walk war mit Abstand der abenteuerlichste, den ich jemals gemacht habe. Wieder Regenwald, diesmal auch mit Regen, der Pfad war anscheinend ewig nicht benutzt worden und halb eingewuchert, sodass man ihn manchmal schon ein paar Meter vor sich nicht mehr erkennen konnte. Etwas beklemmert, vor allem weil es ziemlich duster war durch das schlechte Wetter. Da kamen wir uns schon etwas vor wie Hänsel und Gretel, aber als wir dann oben auf der Kuppe von dem Berg ankamen, haben wir uns echt gefühlt wie in einem Horrorfilm. Die Pflanzen verbrannt und abgestorben, alles hat tot gewirkt, auf einer kreisrunden Fläche ist kaum noch etwas gewachsen und auf einmal kam rundrum aus den Bäumen der Nebel gewabert. Wir haben uns dann beeilt den Pfad wieder runterzuklettern, bevor wir gar nichts mehr sehen. Im Auto hatte uns der Nebel dann eingeholt. Auch wenn wir nur ein paar Kilometer vom nächsten "Ort" (auf Bruny Island besteht der größte Ort aus drei Häusern und einem Gemischtwarenladen) entfernt waren, kamen wir uns vor wie weit entfernt von jeglicher Zivilisation, denn es war einfach nur Wald und die Straße auf der wir fuhren, eine der Hauptstraßen der Insel, war einfach ein einspuriger Schotterweg. Wir waren dann wirklich erleichtert wieder Häuser zu sehen, haben uns noch in dem einzigen Cafe, das auch nach 4 Uhr noch auf hatte, mit Tee aufgewärmt, sind zurück gefahren und wieder ins Bett gefallen.
Den nächsten Tag sind die beiden anderen abgereist und ich habe eigentlich den Tag nichts gemacht außer entspannen und durch Hobart zu schlendern. War auch mal nötig. Samstag war ich dann noch auf einem sehr schönen Markt in Hobart mit einem anderen Mädel und abends um 6 war mein Rückflug nach Melbourne, besser, da wäre er gewesen. Ich war gerade mit einer anderen Holländerin ins Gespräch gekommen, da kam dann die Durchsage: Der Flug ... nach Melbourne hat unbestimmte Verspätung wegen elektrischen Problemen. Wir haben noch keinerlei Informationen, wie lange es dauern wird. Jede halbe Stunde wurde dann durchgesagt, dass sie immer noch nichts wissen. Letzten Endes mussten wir dreineinhalb Stunden länger im Hobarter Flughafen sitzen, der nur etwas größer als unser Waldhorn ist und bei dem dann schon die Läden und Snackbars geschlossen hatten. So konnten wir dann fast nichts mehr mit unserem Essensgutschein über 8 Dollar anfangen, den wir von den Stewardessen als Entschädigung bekommen hatten.
Endlich, um 12 Uhr nachts konnte ich dann im Hostel in Melbourne einchecken.
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