Samstag, 8. März 2014

New Year - Time for changes

G'day mates,

endlich nach über 3 Monaten kommt mal wieder ein neuer Post von mir. Ja, ich bin noch am Leben, weder von Schlangen noch von Spinnen gebissen worden und habe sogar die Hitze des australischen Sommers überlebt.
Das ist das letzte Wochenende, das ich hier in Scone (beziehungsweise Wingen, wo ich mittlerweile wohne) verbringen werde. In einer Woche werde ich nämlich anfangen zu reisen. Dann war ich genau 4 Monate und 2 Wochen hier - schon - und die Zeit ist leider viel zu schnell verflogen. Denn so richtig in Reisestimmung bin ich noch gar nicht. Gerade jetzt habe ich mich so gut hier eingelebt nach einigen Anfangsschwierigkeiten und dann soll es schon wieder weitergehen...
Aber wie sagt man so schön: Wenn es am besten ist, soll man aufhören und außerdem muss ich ja auch noch etwas von diesem wunderschönen Land sehen bevor ich Anfang Juni heim fliege.
Es ist so viel passiert die letzten Monate, dass ich gar nicht alles aufzählen kann und wahrscheinlich fällt mir nachher wieder ein, was ich alles vergessen habe.
Am besten ich fange einfach von vorne an.
Passend zu Weihnachten hat hier richtig der Sommer angefangen. Über zwei Monate kratzen die Temperaturen fast täglich an der 40-Grad-Marke, Steaks auf dem Grill und eisgekühltes Bier am Abend. Ohne Klimaanlage ist es nicht einmal im Haus auszuhalten, der Schweiß tropft schon beim Sitzen - und im Radio läuft "Last Christmas". Unter diesen Umständen war es etwas schwierig in Weihnachtsstimmung zu kommen. Aber eine Erfahrung war es auf jeden Fall wert. 
Kurz vor Weihnachten bin ich übrigens umgezogen. Seitdem wohne ich mit bei Andrew und der Familie im Haus, weil die Miete für die Wohnung in Scone ausgelaufen war. Jetzt ist es lange nicht mehr so einsam und mit den Kids ist natürlich immer irgendetwas los. Über Weihnachten war ich allerdings trotzdem alleine, weil die ganze Familie Verwandtschaft besucht hat in Sydney und an der Central Coast. Da war ich natürlich erst nicht sehr glücklich drüber, vor allem, weil ich niemanden wusste, mit dem ich sonst feiern könnte, aber irgendwie war es dann doch nicht so schlimm. Lizzie hatte mir für Heiligabend einen Braten dagelassen, ich habe etwas Musik angemacht, mit Eltern und Omas geskypt und dann war der Abend auch schon vorbei. Andrew kam dann an Boxing Day (2. Weihnachtsfeiertag) zurück. Da wurde hier in Wingen ein Cricket-Spiel veranstaltet, wo einfach jeder aus dem Dorf mitgemacht hat. Es war dann noch ganz lustig abends, denn wir waren für ein paar Bier eingeladen bei einem aus dem Dorf und Andrew hat mich ein paar Leuten vorgestellt.
Ein paar Tage später war auch schon Sylvester oder New Years Eve und ich habe frei bekommen, um nach Sydney zu fahren. Dort habe ich mit Eva und ein paar anderen Mädels, die mit ihr arbeiten, getroffen. Sydney ist perfekt zum Feiern, die Stadt war einfach voll mit Leuten, jede Bar und jeder Club gestopfte voll, in den Straßen war Musik, das Gelände um Harbour Bridge und Opera eine einzige Menschenmasse. Es hätte das beste Sylvester meines Lebens werden können, richtig: hätte. Denn es gab ein kleines Problem - ich war mit den falschen Leuten unterwegs. Zwei der anderen Mädels waren solche Zicken, dass sie uns den ganzen Abend versaut haben, ständig nur am Rumnörgeln, schlechte Laune, und was die Sache nicht besser machte, sie waren schon gut angetrunken, als sie in Sydney angekommen waren. Um ein Uhr nachts sind sie schon wieder mit dem Zug heimgefahren, nachdem wir uns das Feuerwerk angeschaut hatten. Und ich stand fast alleine da, denn mein nächster Zug ging erst am nächsten Morgen um zehn. Ich konnte aber noch Eva überreden, mit mir da zu bleiben und so haben wir dann auch noch die Nacht rumgekriegt. New Years Eve in Sydney war aber leider "a complete waste of time" und ich war so sauer, weil das vielleicht die einzige Gelegenheit war, Sylvester in Sydney zu feiern.
Allerdings habe ich noch ein paar gute Fotos schießen können von der Stadt morgens um 7, als keine Menschenseele mehr auf den Straßen war, nur die Stadtreinigung war unterwegs und innerhalb einer Stunde war die Stadt schon wieder blitzblank. Das war ein etwas seltsames Gefühl. 






 
Beim Arbeiten hat sich im neuen Jahr einiges verändert. Zuerst hat kurz vor Weihnachten mein Kollege Warren aufgehört und einen anderen Job angefangen. Deshalb war ich dann erst einmal alleine auf der Farm, zur Rennstrecke musste ich nur noch am Wochenende, d.h. eine Stunde länger schlafen unter der Woche. Schon krass, wenn man sich freut "erst" um 5 Uhr morgens aufstehen zu müssen. Um die Weihnachtszeit und die Feiertage waren ein Glück nicht sehr viele Pferde im Stall, da war es sogar gut, dass wir nicht mehr zu zweit waren. Allerdings kamen dann im Januar gleich sieben neue Pferde innerhalb von 2 Tagen dazu, nachdem an der Gold Coast die "Magic Millions" (größte Auktion von Jährlingen und Rennpferden im Jahr) vorbei waren. Denn danach geht in der Regel die Breaking Season (in der die Vollblüter eingeritten werden sollen) los. Da wurde es schon um einiges anstrengender im Stall, die Morgende fielen etwas länger, dafür die Mittagspause kürzer aus. Nicht nur für mich, sondern auch für Andrew, der teilweise abends um halb 9 erst daheim war.
Glücklicherweise kam an wirklich stressigen Tagen, z.B. bei den schönen "Farrier-Days" (wenn der Hufschmied kommt) Fiona, auch hier aus Wingen, um mir etwas zur Hand zu gehen. 
Vor 3 Wochen wurde dann endlich eine weitere Vollzeitkraft eingestellt, Anita, mit der ich mich gut verstehe und so ist mittlerweile wieder Normalität eingekehrt.
Im Februar hat Andrew aber den Stall an der Rennstrecke aufgegeben, weil er sich jetzt auf das Einreiten konzentrieren will, das hieß auch noch mal, das ganze Zeug von A nach B transportieren, sortieren, ausmisten. 
Vier Rennpferde hat Andrew, die er selbst trainiert. Da wir jetzt nach dem Umzug aber keine Führmaschine mehr haben, um sie nachmittags zu bewegen, "dürfen" Anita und ich mit ihnen laufen gehen. Das bedeutet zweimal je einen nicht zu unterschätzenden Buckel hoch. Und wieder hat es sich bezahlt gemacht, dass ich daheim am Berg aufgewachsen bin
Im Laufe der Zeit durfte ich auch immer mehr Aufgaben übernehmen. Jetzt kommt ab und zu noch das Longieren dazu oder letztens durfte ich zum ersten Mal unseren alten Truck fahren, mit dem wir den Mist wegbringen und Heu holen. Der alte Truck ist es wirklich wert hier einmal erwähnt zu werden. So ein abgewracktes Teil würde man bei uns wahrscheinlich nur auf dem Schrottplatz finden, der letzte TÜV muss schon Jahre zurück liegen.
Es wäre eigentlich einfacher aufzuzählen,was noch funktioniert, als das, was kaputt ist. Bevor man los fährt muss man erst einmal den einen Reifen aufpumpen, da geht nämlich ständig die Luft raus. Soweit so gut, man steigt ein und sitzt direkt auf dem rostigen Gestell des Fahrersitzes, Polster sind kaum noch vorhanden. Ein Beifahrer kann leider nicht mehr einsteigen, denn da die Tür nicht schließt, ist sie innen festgebunden worden. Schlüssel gibt es keine mehr, nur einen Anlasserknopf, aber auch das bringt nicht sehr viel, denn von alleine springt der Truck sowieso nicht an. Jedes Mal muss jemand anders (meistens ich) den Truck ein paar Meter abschleppen. Dabei reißt auch öfters mal das alte Abschleppseil (wurde jetzt aber ersetzt). Immerhin der Motor läuft, die Gänge sind zwar etwas ausgeleiert, funktionieren aber noch, genauso wie Kupplung und Gas. Die Bremse ist allerdings schon wieder eine andere Sache. Bergab sollte man möglichst nur bremsen durch Runterschalten. Die Handbremse geht gar nicht mehr, da müssen wir immer einen Holzklotz auf die normale Bremse klemmen, aber nicht einmal das würde etwas nützen an einem etwas steileren Hang. Einmal an, darf man den Truck natürlich nie wieder ausschalten, bis er wieder auf seinem Parkplatz steht, kann etwas nervig sein, wenn er zum Beispiel fünf Stunden am Stück läuft, weil wir einmal Holz in einem Paddock auflesen mussten (das Ding ist ja auch nicht gerade leise). Achja, Fenster gibt es keine mehr, ob die Lichter noch funktionieren, weiß ich nicht und der Sitz lässt sich auch nicht mehr verstellen, beziehungsweise er lässt sich verstellen, rastet aber nicht mehr ein. So ist er dann einmal wieder zurückgeflutscht, als ich auf die Kupplung getreten bin und ich habe alle Pedale verloren.
Aber was soll's, hauptsache er fährt noch und zum Mist wegfahren ist er noch gut geeignet, ist ja nicht so, dass wir auf der Straße fahren würden.


 

                        australischer Stocksaddle, so einen nehme ich auch beim Reiten


     großes Spinnenexemplar im Stall, von meiner ersten Redback habe ich leider kein Foto
                                      das Stallgebäude mit dem guten alten Truck


                                             ... und unsere Farmkatze Puss


Passiert ist bis jetzt glücklicherweise noch nichts, die Betonung liegt auf "noch", eine Woche habe ich ja noch. Auch wenn wir einige ziemlich bekloppte Pferde hatten, bin ich nur zweimal gebissen worden. Der eine Hengst erwischte mich an einer nicht sehr schönen Stelle und wurde danach von Andrew nur noch "Boob-Biter" genannt. Aber ansonsten keine Tritte oder sonstiges (dreimal auf Holz klopfen).

Ansonsten bin ich auch hier in der Gegend ein bisschen rumgekommen, war in Newcastle am Ozean und bei Lizzies Eltern in Nelson Bay. Beides liegt so zweieinhalb Stunden entfernt, da fährt man halt mal schnell für einen Tag hin. Ist ja nicht weit. Also an die Entfernungen habe ich mich schon gewöhnt. Das ist mir zum ersten Mal aufgefallen, als ich mich nachmittags um 4 ins Auto gesetzt habe, um mal kurz nach Tamworth zu fahren (120 km), für das größte Country Music Festival in Australia. Der Abend war einer der Höhepunkte, allerdings nicht wegen dem Festival, sondern weil ich abends noch bei den National Rodeo Finals war. Da waren die besten Cowboys von ganz Australien beim Steer Wrestling, Barrel Racing, Bull Riding und sonstigem zu sehen. Wirklich cool! Der Eintrittspreis von 40 Dollar war es auf jeden Fall wert gewesen. Ich hatte ja erst eine staubige Arena draußen erwartet, mit Holzzäunen, und wie man sich das so vorstellt, doch das Rodeo war im Equine and Livestock Centre, einer riesigen Halle, extra gebaut für solche Veranstaltungen, mit einer großen Arena, kein staubiges Open-Air Event, sondern Platzkarten auf der Tribüne und sogar riesige Ventilatoren an der Hallendecke. Hier sind mal ein paar Videos (leider ohne Ton):


      1. Video: Bull Riding
      2. Video: Bareback Broncos

Was natürlich auch nicht fehlen durfte, war ein Pferderennen in Scone, wenn man schon in der Branche arbeitet. Als ich dort ankam, war ich natürlich erst einmal hoffnungslos underdressed. Ich also mit meinen Shorts und einem etwas schickeren Oberteil inmitten von kurzen Cocktailkleidern, High Heels, Hüten und Anzügen. Ich war aber nicht die einzige, so konnte ich wenigstens sofort andere Backpacker erkennen, die genauso wenig Ahnung vom Dresscode hatten wie ich. Sehr spannend war es allerdings nicht. Die Rennbahn ist so groß, dass man die Pferde nur erkennen kann, wenn sie direkt auf der Zielgeraden sind. Mit nichts zu vergleichen, was wir von daheim kennen. Überhaupt ist es fast schon lächerlich, was für ein Geld im Rennsport steckt. Da führe ich morgens nichtsahnend 100.000 Dollar-Pferde zum Paddock, und die sind noch nicht einmal eingeritten, geschweige denn ein Rennen gelaufen in ihrem Leben.







Vor etwas mehr als einem Monat habe ich dann auch endlich mal ein paar andere Backpacker kennen gelernt, die Zeit davor war schon manchmal etwas langweilig, weil ich keinen in meinem Alter kannte und meine meisten Trips alleine unternommen habe.
Drei Mädels, Sophie, Manuela und Marie, von denen Sophie schon abgereist ist. Mit ihnen war ich dann öfter mal im Pub oder wir haben so etwas unternommen am Wochenende.

              Manuela und Marie, als wir zusammen im Equine and Livestock Centre waren



Auch mit ein paar von Andrews Bekannten verstehe ich mich ganz gut, auch wenn die schon etwas älter sind. Überhaupt sind die Australier einfach so offen, freundlich und richtig cool drauf. Einmal, als ich nachmittags fertig war im Stall, haben mich drei Nachbarn, die neben der Farm wohnen auf ein Bier eingeladen. Da sagt man natürlich nicht nein, auch wenn es nicht bei einem Bier geblieben ist. Der Abend war auf jeden Fall sehr lustig und nach meinem dritten Bier (bei über 30 Grad) habe ich sogar zugesagt mit einem der Kerle auf "Roo-Shooting" zu gehen. Erläutern werde ich den Begriff jetzt nicht, ihr würdet mich daheim sonst alle hassen. Nur so viel, es hat bis jetzt sowieso noch nicht geklappt (ist vielleicht besser so). Achja, ich habe als Deutsche nach Australien kommen müssen, um zu lernen Bier zu trinken. 
Die Mentalität der Leute hier gefällt mir auf jeden Fall viel besser, als die von uns Deutschen. Gastfreundschaft steht hier ganz oben, ich habe schon von fast der kompletten Verwandtschaft von Andrew und Lizzie angeboten bekommen, dass ich jederzeit gerne zu ihnen kommen könne, wenn ich mal ein Bett brauche auf Reisen (die wohnen ja alle überall verstreut) und auch im Allgemeinen sind die Menschen viel freundlicher, lange nicht so schnell genervt, einfach "laid-back", gelassen, das trifft es am besten, wie ich finde.
Wenn man als "Ausländer" irgendwo ankommt wird man nicht misstrauisch beäugt, sondern sofort mit hunderten Fragen überhäuft und jeder bietet einem seine Hilfe an, wenn man Probleme hat. Deshalb fühle ich mich auch nicht mehr als Fremde, sondern irgendwie zuhause, weil man akzeptiert und willkommen geheißen wird.
Naja, genug davon, hier sind noch ein paar Bilder von der Gegend und von den hunderten wunderschönen Sonnenaufgängen, die ich jeden Morgen erlebe (und die mir übrigens besser gefallen als Sonnenuntergänge, ja wirklich, ich habe gelernt, dass der frühe Morgen eigentlich die schönste Tageszeit ist).




der Strand in Nelson Bay





Bonnie, ein Clydesdale-Vollblut-Mix, die ich im Moment reiten darf


und Aerogramme, eines der Rennpferde, bei unserem nachmittäglichen Spaziergang


 "mein" Auto, das ich ganz schön vermissen werde, und im Hintergrund die alte Wohnung in Scone



Bow - Andrews und Lizzies Kater, der gerne beim Skypen auf der Tastatur rumtrampelt




Washpools, Towarri National Parc, mittlerweile leider ausgetrocknet


typische Dirtroad und Grund für all die Allradgeländewagen, die jeder hier hat


Cressfield Road, an der sich ein Gestüt ans nächste reiht


die berühmte Wingen Maiden, angeblich eine versteinerte Aborigine-Frau, die immer noch auf ihren Mann wartet, der nie aus einem Kampf zurück gekehrt ist



Nelson Bay - Ausblick von der Terasse bei Lizzies Eltern


und wieder ein Strand...


die Küste von Newcastle - Umschlaghafen für Kohle


und die Stadtmitte, ein wirklich schönes Zentrum



So, ich glaube, das ist jetzt erst mal genug. 

See ya's



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